Der Gottesdienst der Kirche kennt viele Beteiligte. Neben den Gläubigen, dem Bischof oder dem Priester, der der Feier vorsteht, gibt es Menschen, die die Lesung vortragen, die vorsingen oder vorbeten und solche, die die Gaben zum Altar bringen.
Bereits in der alten Kirche gab es eigene Ämter, die man später die sogenannte "niedere Weihe" nannte: das Amt des Lektors (Vorlesers), das des Akolythen (Dieners am Altar) und so weiter. Diese Aufgabe wurden von Klerikern übernommen. Wenn keine Kleriker da waren, nahmen die Dienste stellvertretend für fehlende Kleriker (ausschließlich männliche) Kinder wahr. Daher erklärt sich auch die in Deutschland noch sehr weit verbreitete Kleidung der Ministranten: der Talar (langes schwarzes Gewand) und das Rochett (kürzeres weißes Übergewand, das über dem Talar getragen wird), beides eigentlich Klerikerkleidung. Das Zweite Vatikanische Konzil brachte eine Neuorientierung. Im Artikel 29 der Liturgiekonstitution "Sacrosanctum Concilium" wird die Aufgabe der Ministranten ausdrücklich als "wahrhaft liturgischer Dienst" bezeichnet. Sie haben also - wie Lektor und Kantor - ein Eigenrecht im Gottesdienst und sind nicht als Ersatz für fehlende Kleriker zu verstehen. Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts übernehmen konsequenterweise zunehmend auch Mädchen den Ministrantendienst. Die offizielle Erlaubnis dieser Praxis erfolgte für die ganze Kirche im Jahr 1992 durch Papst Johannes Paul II. Längst sind es nicht mehr nur Kinder und Jugendliche, die diesen Dienst tun, sondern in vielen Gemeinden auch gestandene Frauen und Männer. Und das ist gut so! Zwar ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche durch den Dienst am Altar spüren, dass sie in der Kirche keinen Randplatz einnehmen, sondern ganz im Zentrum - nämlich bei der Feier des Gottesdienstes - mittun dürfen. Durch die Mitarbeit von Erwachsenen wird aber deutlich, dass der Ministrantendienst kein "Kinderspiel" ist, sondern ein vollberechtigter Dienst neben anderen in der Kirche.