Der Trierer Dom: älteste Bischofskirche Deutschlands, seit 1986 UNESCO-Weltkulturerbe, Anziehungspunkt für Pilger wie Touristen – und immer wieder auch Gegenstand von Forschungsprojekten. So arbeiten seit August 2015 die Kunsthistorikerin Nicole Fleckinger M.A. von der Universität Trier und Bauforscher Dr. Dominik Jelschewski von der Technischen Universität München an einem interdisziplinären Forschungsprojekt zur Bau- und Kunstgeschichte des Trierer Doms.
Dompropst Prälat Werner Rössel als „Hausherr“ des Domes zeigt sich erfreut über das Projekt, das über drei Jahre läuft und von der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft (DFG) gefördert wird: „Das Domkapitel erhofft sich von diesem Projekt neue Erkenntnisse über die komplexe Entstehungsgeschichte unserer Bischofskirche.“ Tatsächlich ist die wissenschaftliche Erforschung der Baugeschichte des Domes, die im 19. Jahrhundert begonnen hat, noch nicht abgeschlossen.
Ursprünglich im vierten Jahrhundert als Teil einer römischen Kirchenanlage errichtet, hat der Bau durch seine fast 1.700-jährige Geschichte Zerstörungen, Wiederaufbauten, Umgestaltungen und Restaurierungen erlebt. „Was den Dom für die Forschung besonders interessant macht, ist der Umstand, dass er historische Bausubstanz aus fast jeder Architekturepoche bewahrt hat“, erklärt Jelschewski. Er wird sich den Fragen der Bauphasen und Bautechnik widmen. Archäologisch sei der Dom vergleichsweise gut erforscht, was aber nicht in gleichem Maße für die Bauforschung gelte. Seine primäre Arbeit besteht daher in der detaillierten Untersuchung des Baubestands vor Ort. „Dazu gehört nicht nur die fotografische und zeichnerische Aufnahme von Einzelbefunden, sondern erstmals auch eine Vermessung von Teilbereichen mithilfe eines Laserscanners.“
Fleckinger wird vor allem die mittelalterliche Baugeschichte des Domes in den Blick nehmen. Beispielhaft nennt sie die Westfassade des Doms, die dem frühromanischen Bauzustand zugerechnet wird und allgemein als „vorbildlos“ eingestuft wird: „Hier stellt sich die Frage, ob es sich wirklich um eine einzigartige Architekturgestaltung handelt oder ob es vergleichbare Bauten gibt.“ Ziel des Projektes sei es, eine „den aktuellen wissenschaftlichen Möglichkeiten und Anforderungen entsprechende baugeschichtliche Bearbeitung vorzulegen“.
Während sich Fleckinger zunächst der Sichtung und Auswertung der vorhandenen Publikationen und Archivalien widmet, wird vor allem Jelschewski überwiegend im Dom selbst arbeiten. Das Projekt unter der Leitung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Gottfried Kerscher, Professor für mittelalterliche Kunstgeschichte an der Universität Trier, und des Bauforschers Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller, Inhaber des Lehrstuhls für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege an der TU München, soll 2018 abgeschlossen sein; die Ergebnisse sollen sowohl für die Fachwelt als auch die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.