Er ist eine der bedeutendsten Reliquien der Christenheit: Wann immer der Heilige Rock in Trier gezeigt wird, pilgern Gläubige aus aller Welt zum Trierer Dom, um das ungeteilte Gewand Christi zu sehen. Bevor jedoch 1512 die erste Wallfahrt stattfand, war die Tunika Christi Jahrhunderte lang im Hochaltar des Domes eingemauert. Erst am Ende des Mittelalters besann man sich des großen Werts der Reliquie, die der Tradition nach von der heiligen Helena nach Trier gebracht worden war.
Bei der ersten öffentlichen Präsentation half ein prominenter Besucher Triers nach. Denn wäre es nach den Trierern gegangen, wäre der Heilige Rock wohl noch länger eingemauert geblieben, getreu der römischen Tradition, Reliquien nicht öffentlich zu zeigen. Allerdings hatten sie nicht mit dem deutschen Kaiser Maximilian I. gerechnet, der im Frühjahr 1512 anlässlich eines Reichstags in Trier weilte und verlangte, das Gewand Christi zu sehen. Die Quellen berichten übereinstimmend, dass die erste Ausstellung des Heiligen Rocks „durch Begehr“ und „auf Geheiß“ des Habsburgerkaisers zustande gekommen sei.
Mehr als 300 Jahre zuvor, 1196, hatte Greiffenklaus Vorgänger Johann I. den Heiligen Rock vom Westchor übertragen und im neuen Hochaltar einmauern lassen. Wohl auf Drängen und im Beisein des Kaisers ließ der designierte Trierer Erzbischof und Kurfürst Richard von Greiffenklau am 14. April 1512, einen Tag vor der Eröffnung des Reichstags den Hochaltar öffnen und die Kiste mit dem Heiligen Rock öffnen.
Die Nachricht über die Entdeckung drang schnell an die Öffentlichkeit, so dass der damalige Trierer Weihbischof Dr. Johann Enen am 2. Mai die Auffindung des Heiligen Rocks offiziell bekannt gab.
Anschließend zeigte das Domkapitel den ganzen Mai des Jahres 1512 hindurch an verschiedenen Tagen der versammelten Menge die Tunika Christi. Höhepunkt war dann die Präsentation des Heiligen Rocks Ende Juni, für die auch in anderen Städten und Bistümern geworben wurde. Alleine am 30. Juni 1512 pilgerten nach Angaben Enens 80.000 Wallfahrer zum Heiligen Rock.
Damit war der Grundstein gelegt für eine bis heute andauernde Tradition der Verehrung des Heiligen Rocks. In den folgenden Jahren wurde die Reliquie zunächst jährlich und dann in siebenjährigem Rhythmus gezeigt, bis die zunehmenden Kriege ab der Mitte des 16. Jahrhunderts diese Tradition zunächst unterbrachen.