In der Marienkapelle der Hohen Domkirche Trier gibt es eine Krippendarstellung in Form eines Reliefs aus der Zeit um 1740. Der Ort dieser Krippendarstellung ist vielen Menschen nicht bekannt und auch nicht gut zugänglich. Vor diesem Hintergrund wurde dem Wunsch nachgegangen, einen Ort für eine neue Krippe im Dom auszumachen, der deutlich sichtbarer und direkt zugänglich ist.
Der Ausgangspunkt aller Überlegungen war, mit der Krippe das Festgeheimnis von Weihnachten ansprechend darzustellen und für die Menschen, die den Dom aufsuchen (ob im Gottesdienst, als Betende oder Touristen) zu erschließen.
Demnach soll die neue Krippe die Originalität des Geschehens von Bethlehem ins Heute übertragen und folgende künstlerische Maßstäbe erfüllen:
- Es soll eine zeitgenössische Krippe für den Dom geschaffen werden.
- Die zu schaffende Krippe soll figürlich und wiedererkennbar sein. Hier richtet sich der Blick gerade auf Kinder.
- Die zu schaffende Krippe soll nahbar und sogar berührbar sein.
Um all diese Kriterien zu erfüllen, hat sich ein Standort in besonderer Weise angeboten: Die Südwestecke auf der Altarinsel. Dieser Standort kann wie der Adventskranz während der Adventszeit und das Osterkreuz während der Osterzeit in die Liturgie eingebunden werden und ist für alle Besucher/innen durch die gegebene Erhöhung der Altarinsel auch während der Gottesdienste vom Hauptschiff, aber auch von den beiden Seitenschiffen aus, gut sichtbar.
In einem Wettbewerb zwischen drei Künstlerinnen und einem Künstler hat sich eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Domkapitels und Kunstsachverständigen aus der Stadt Trier, Ende Mai 2023 für einen Entwurf von Hubert Mussner aus Wolkenstein in Südtirol entschieden.
Sein Ziel war es bei der Gestaltung der neuen Krippe für den Trierer Dom, eine zeitgemäße Darstellung zu schaffen, die die Sprache und die Werte unserer heutigen Gesellschaft widerspiegeln. Die Gewandung der Figuren ist bewusst einfach und minimalistisch gehalten, während die Gesichter und Hände ausdrucksstark gestaltet sind. Die drei Figuren auf der rechten Seite können sowohl gewöhnliche Menschen, als auch die drei Könige ohne Gaben repräsentieren, um die Idee der Gleichheit und Solidarität zu verdeutlichen. Ihre Gesichtszüge sollen die Vielfalt unserer multikulturellen Gesellschaft widerspiegeln.
Die klaren Linien der Figuren, die horizontal, vertikal und diagonal verlaufen, verleihen der Szene eine gewisse Spannung. Besonders die vordere Figur mit dem ausgestreckten Arm lädt die Betrachter dazu ein, ihre Aufmerksamkeit auf das Jesuskind zu richten.
Die Figuren von Hubert Mussner haben eine Höhe von bis zu 160 cm, sie werden in Lindenholz gefertigt und naturbelassen, damit ihre Farbe mit den Farben des Musters auf dem Fußboden der Altarinsel verschmilzt.